Vorbesprechung
Zuletzt aktualisiert am 2025-09-16 | Diese Seite bearbeiten
Übersicht
Fragen
- Was ist Datenmanagement?
- Was ist digitale Selbstbestimmtheit?
- Warum ist eine selbst gehostete Datenmanagementlösung gut?
Ziele
- Thematische Einleitung
- Vorstellung der Ziele und Inhalte des Kurses
- Voraussetzungen, die Sie mitbringen sollten
- Informationen zum Ablauf des Kurses
Thematische Einleitung
Datenmanagement im wissenschaftlichen Kontext
Der Begriff des Forschungsdatenmanagements (FDM) umschreibt den Umgang mit Forschungsdaten (z.B. Messdaten, Bilder, Artikel, Interviewdaten u.v.m.) innerhalb von Forschungsprojekten. Dabei beginnt FDM bei der Planung von Projekten, legt Standards für das Erstellen, Analysieren und Publizieren fest und sorgt durch strukturierte Archivierung für eine nachhaltige Speicherung und die Möglichkeit der Nachnutzung der Forschungsdaten.
Mehr zum Thema FDM finden Sie z.B. hier, hier oder im Kurs FDM Basics
Um während der aktiven Forschungsarbeit seine Daten strukturiert und zugänglich speichern zu können und mit anderen Projektteilnehmenden kollaborieren zu können, sind online Dateispeicherung und online Dateibearbeitung essentiell.
Häufig werden hierfür die Angebote großer Tech-Konzerne aus dem Ausland genutzt. Es gibt aber auch die Möglichkeit solche Lösungen selbst zu betreiben. Dadurch ist der Datenschutz gewährleistet, da keine Daten außerhalb der EU gespeichert werden. Außerdem ist man unabhängig von den vermeintlich günstigen Angeboten der Tech-Konzerne.
Die Probleme, die eine solche Abhängigkeit auch im privaten Alltag herbeiführen, erfahren Sie in der folgenden Aufgabe.
Aufgabe 1: Mark und sein Sohn
Lesen Sie den folgenden Artikel: SPIEGEL: Autoupload in die Google-Cloud
Welche grundlegenden Probleme führten zu Marks Situation?
In diesem Fall ist einiges schief gelaufen. Wir werden darüber in der ersten Präsenzsitzung diskutieren.
Auf jeden Fall hat Mark jedoch seine informationelle Selbstbestimmung aufgegeben.
Informationelle Selbstbestimmtheit
Unter dem Begriff informationelle Selbstbestimmtheit wird verstanden, dass Personen selbst über ihre Daten bestimmen können. Das Bundesverfassungsgericht hat dazu bereits 1983 geurteilt:
“Das Grundrecht gewährleistet insoweit die Befugnis des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen.”
Aber wie können wir selbst über die Preisgabe unserer Daten bestimmen?
Digitale Mündigkeit
Um selbst über seine Daten zu bestimmen, sollte man die Daten und deren Zustandenkommen verstehen. D.h. angewendete Technik sollte verstanden und hinterfragt werden. Stimmt etwas nicht, sollte Kritik geübt werden oder ggf. nach Alternativen gesucht werden. Fragen Sie sich beim Einsatz digitaler Tools immer:
Welche Daten gibt es?
Wann entstehen welche Daten?
Wer hat Zugriff auf diese Daten?
Welche Daten möchte ich wem preis geben und welche behalte ich für mich?
Wie digital mündig sind Sie?
Lesen Sie den folgenden Artikel von Digitalcourage
Welche der im Artikel genannten Punkte setzen Sie bereits um? In welchen Bereichen können Sie noch “mündiger” werden?
Nutzen Sie ein kostenloses E-Mailpostfach? Speichern Sie Daten in verdächtig günstigen Onlinespeichern? Wie abhängig sind Sie von Big Tech (Apple, Google, Amazon, Microsoft)?
Mehr zum Thema digitale Mündigkeit findet sich auch bei Simon 2024 1
Digitale Selbstbestimmtheit
Zu einem selbstbestimmten Leben gehört auch eine digitale Selbstbestimmtheit.
Deshalb:
eingesetzte Technik verstehen
Open-Source statt Closed Source
Community statt Großkonzern
Noch mehr zu digitaler Selbstbestimmtheit und Selbstverteidigung
Noch mehr Informationen zum Thema finden Sie bei Interesse unter anderem bei den folgenden Quellen:
E. Snowden, Permanent Record - Meine Geschichte, (Berlin 2019)
J. Caspar, Wir Datensklaven - Wege aus der digitalen Ausbeutung, (Berlin 2023)
Ziele und Inhalte des Kurses
Allgemeine Ziele
Einstieg die Linux-(Server)-Welt
Weniger Angst vor Technik (und Fehlern)
Einstieg in die Systemadministration
Einrichten einer selbst betriebenen Webanwendung zur Dateiverwaltung (“Cloud”) mittels Docker
Inhaltliche Schwerpunkte
- Betriebssystem: Installation und grundlegende Verwaltung:
Wir beginnen ganz am Anfang mit der Installation und dem Kennenlernen des Linux-Betriebssystems. Wir nutzen dazu das Betriebssystem Ubuntu in der Servervariante, welches wiederum auf dem Debian-Betriebssystem aufbaut.
- Sicherheit: Backup, Firewall, Fern-Zugriff:
Vor der Installation der eigentlichen Cloud-Software muss der Server eingerichtet werden. Dazu zählen z.B. Funktionen zum Fernzugriff (SSH), verschiedene Techniken zum Absichern des Servers (Firewall, Benutzer und Zugriffsrechte) aber auch das Thema Backup.

- Docker und Webserver
Im zweiten Teil des Kurses liegt der Fokus auf Webservern, mit welchen Webanwendungen verfügbar gemacht werden und Docker, mit welchem Software unabhängig vom Betriebssystem installiert und konfiguriert werden kann. Als Webserver werden wir mit Apache2 und NGINX arbeiten und lernen, wie wir TLS-Zertifiakte zur Sicherung der Webanwendung erhalten.
- Nextcloud und mehr Services
Im dritten Teil des Kurses werden die zuvor erlernten Grundlagen angewendet, um mit Docker die Kollaborationsplattform Nextcloud und andere spannende Webanwendungen zu installieren und zu konfigurieren.
Voraussetzungen
Allgemeine Voraussetzungen
Sie sollten sicher mit Ihrem PC (Windows oder Linux) oder Ihrem Mac umgehen können
Sie sollten keine Angst vor Technik und der Kommandozeile haben
Sie benötigen ein Notebook oder Tablett mit Tastatur (keine Touch-Geräte).
Zugriff mit Ihrem Gerät auf das Eduroam- und das VPN-Netzwerk der Universität Tübingen
Technische Voraussetzungen
Allen Teilnehmenden wird ein virtueller Server im Rechenzentrum der Universität zur Verfügung gestellt. Sie benötigen keinen eigenen Server. Sollten Sie die im Kurs erlangten Kenntnisse später auf eigener Hardware umsetzen wollen, eignen sich Einplatinen-Computer (System-on-Chip, kurz SoC) wie ein Raspberry Pi 5.
Organisatorisches
Gruppenarbeit
Um die praktische Umsetzung des Projekts zu erleichtern, werden im Kurs Gruppen gebildet. Nutzen Sie diese Gruppen, um Fragen zu klären, das praktische Vorgehen gemeinsam zu planen und bei Problemen gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Leistungsnachweis
Bei erbrachter Leistung erhalten Sie für diesen Kurs 3 ECTS-Punkte
Der Kurs ist anrechenbar für das Zertifikat Data Literacy im Wahlbereich praktische Anwendungen
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Die erforderlichen Leistungen sind:
wöchentliche Bearbeitung der Lernmaterialien
wöchentlicher Test auf ILIAS
selbstständige Konfiguration eines Cloud-Servers
Verfassen eines Abschlussberichts (ca. 3-4 Seiten)
Der Workload beträgt entsprechend 3 ECTS ca. 90 Stunden im Semester. Davon entfallen ca. 21 Stunden auf die Übungen, 9 Stunden auf den Abschlussbericht und 60 Stunden auf die Vor- und Nachbereitung der Sitzungen inkl. den Tests D.h. pro Woche müssen Sie während der Vorlesungszeit durchschnittlich ca. 4,3 Stunden Arbeitszeit zusätzlich zu den Übungssitzungen einplanen.
Mehr Informationen folgen in der ersten Präsenzsitzung.
- Die eigene Cloud schützt die Privatsphäre und reduziert die Abhängigkeit von großen Monopolisten
- Der Kurs begleitet Sie vom Linux Betriebssystem über die Grundkonfiguration des Servers bis hin zur Installation und Konfiguration des eigenen Cloudservers im Docker Container
- Sie müssen jede Woche Selbstlernmaterial durcharbeiten, auf ILIAS einen Test durchführen und die praktischen Aufgaben absolvieren
- Am Ende des Kurses müssen Sie noch einen Abschlussbericht verfassen
- Für den Kurs erhalten Sie 3 ECTS-Punkte
L. Simon, Digitale Mündigkeit - Wie wir mit einer neuen Haltung die Welt retten können, (Bielefeld 2024)↩︎