Reguläre Ausdrücke

Zuletzt aktualisiert am 2024-11-04 | Diese Seite bearbeiten

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Übersicht

Fragen

  • Was?
  • Aufbau?
  • Wo?

Ziele

  • Verständnis was Reguläre Ausdrücke sind
  • Wissen um die Elemente von Regulären Ausdrücken
  • Anwendung von Regulären Ausdrücken

Reguläre Ausdrücke sind einer der Grundpfeiler für die komplexe Textdatenprozessierung. Mit diesen kann man mit wenig Aufwand

  • nach Vorkommen von Textmustern suchen, um diese zu
    • extrahieren,
    • zählen, oder
    • ersetzen (mit neuen Texten oder Teilen des alten Textes).

Dabei ist unter “Textmuster” nicht ein exaktes Wort oder dergleichen zu verstehen, sondern eine Suchkodierung, welche Variabilität zulässt.

Als Einsteig ein kleines Beispiel: Wir haben die folgenden Worte

soll gefunden werden soll nicht gefunden werden
Frida Fritz
Erna Hugo
Lisa Lino

Die einfachste (und am wenigsten flexible) Lösung wäre es, die gesuchten Worte alle als Alternativen hintereinander in einem regulärem Ausdruck aufzulisten:

  • Frida|Erna|Lisa” = wobei “|” für ein “ODER” steht

Wenn man reguläre Ausdrücke baut, muss man genau schauen, was die gesuchten Wörter (oder Textpassagen) gemeinsam haben. In unserem Fall enden alle gesuchten Namen mit “a”, was wir verwenden können. Was davor für Buchstaben kommen (und wieviele), ist erst einmal unerheblich, um die Worte von den nicht gesuchten zu unterscheiden. Daher könnten wir folgendes verwenden:

  • .*a” = wobei “.” für ein beliebiges Zeichen (Buchstabe, Ziffer, Leer-, Satzzeichen, …) steht und “*” für eine beliebige Anzahl (auch 0) des vorherigen Teils (also hier “.”)

Das funktioniert, liefert aber ggf. zu viel Variabilität, was ein häufiger Fallstrick bei regulären Ausdrücken ist. Sprich sie sind zu unkonkret. In unserem Fall passt der Ausdruck auch auf: “..a”, “lala”, “Hans-Anna”, … Sie sehen das Problem? Um dieses zu umgehen, könnte man folgende Sachen machen:

  • .+a” = wir fordern mit “+”, dass vor dem “a” mindestens ein (beliebiger) Buchstabe ist
  • [a-zA-Z]+a” = wir geben in “[]” ganz genau an, welche Buchstaben wir erlauben (hier z.B. keine Umlaute)
    • mit Bindestrich “-” können wir auch Reihen angeben, z.B. “[a-d]” = a, b, c oder d
  • \w+a” = dazu könnten wir auch eine vordefinierte character class (hier \w für Wortbuchstabe) nehmen
  • [A-Z][a-z]*a” = mit “[A-Z]” sichern wir, dass der erste Buchstabe grossgeschrieben ist und anschliessend können (da “*”) nur Kleinbuchstaben in der Wortmitte sein
  • … und so weiter

Das Beispiel zeigt, dass reguläre Ausdrücke ganz allgemein (“.*a”) oder sehr präzise (“Frida|Erna|Lisa”) sein können. Die Kunst ist es nun, den für die anstehende Aufgabe passenden regulären Ausdruck zu erdenken. Dazu hilft einem das beiliegende Cheatsheet, welches man sicher auch in Zukunft immer wieder heraus holen muss.

Suche von Textmustern

Reguläre Ausdrücke werden von links nach rechts abgearbeitet und buchstabenweise abgeglichen (gematcht).

Zudem muss man wissen, dass i.d.R. das längste passende Textstück als Treffer gesucht wird. Man spricht hierbei von greedy matching.

Aufgabe

Öffnen sie den Online RegEx-Tester https://regex101.com/.

Kopieren sie die Namen aus obiger Tabelle in das Textfeld und prüfen sie, ob die bisher vorgestellten regulären Ausdrücke wirklich funktionieren.

Wichtig: Kopieren sie die regulären Ausdrücke ohne Anführungszeichen in das Suchfeld.

Ordnen sie die regulären Ausdrücke nach ihrer Spezifität (von allgemein nach spezifisch).

Ausdrücke in steigender Spezifität:

  • .*a” (sehr allgemein, matched auch nur ein einzelnes “a”)
  • \w+a” (\w matched auch Zahlen und Unterstriche)
  • [a-zA-Z]+a” (nur Buchstaben, keine Umlaute oder ß)
  • [A-Z][a-z]*a” (erst Grossbuchstabe, dann Kleinbuchstaben)
  • Frida|Erna|Lisa” (nur die drei Namen)

Aufbau


Reguläre Ausdrücke bestehen aus einer Aneinanderreihung von Elementen, die in einer bestimmten Reihenfolge stehen müssen. Das heißt, in den meisten Fällen beschreibt man ein Wort oder eine Wortgruppe, wobei einzelne Positionen unterschiedliche Buchstaben aufweisen können. An diesen Stellen kommen die sogenannten character classes ins Spiel, die Platzhalter für Buchstaben, Zahlen, Leerzeichen, … sind.

Damit nicht nur Wörter gleicher Länge mit einem Suchmuster gefunden werden, gibt es Quantifikatoren, die angeben, wie oft das vorherige Zeichen vorkommen soll (oder kann).

Zuletzt gibt es noch Anker, die eingrenzen, WO ein Suchmuster im Text vorkommen soll (z.B. am Anfang oder Ende eines Wortes oder der Zeile etc.).

Final können mit Gruppierungen auch Teile des gefundenen Textes extrahiert werden, um sie weiter zu verarbeiten oder um z.B. Wiederholungen im Textmuster zu beschreiben.

In normalen regulären Ausdrücken sind alle Buchstaben, die Teil des Suchmusters sind, auch Teil des Treffers/Matches. Mit Lookarounds können aber auch “Randbedingungen” definiert werden, die nicht Teil des Matches sind, aber dennoch erfüllt sein müssen. Zum Beispiel das vor einem Wort ein Leerzeichen oder Satzzeichen sein muss, aber dieses nicht Teil des Matches ist.

RegEx Magic

Die Kunst besteht nun darin, die richtigen Elemente in der richtigen Reihenfolge zu kombinieren, um das gewünschte Suchmuster zu beschreiben.

Hierbei sollte das Muster so allgemein wir nötig und so spezifisch wie möglich sein, um nur die gewünschten Treffer zu erhalten. Dies ist vor allem wichtig, wenn das Muster nur an einem kleinen Beispieldatensatz entwickelt, später aber auch auf andere Datensätze angewandt werden soll.

Elemente


Grundlegend unterscheidet man bei regulären Ausdrücken folgende Elemente:

  • character classes, d.h. Platzhalter die auf mehrere Buchstaben matchen, z.B.
    • . = jedwedes Zeichen
    • [xyz] = explizite Zeichenliste, hier “x”, “y” und “z”
      • auch Reihen möglich, z.B. [3-7] = 3,4,5,6,7
    • \s = whitespaces = alle unsichtbaren Zeichen, z.B. Leerzeichen, Tabulator, …
    • \d = digits = Zahlen = [0-9]
    • \w = (english) word = [A-Za-z0-9_] (keine Umlaute etc.!)
    • Negation:
      • Grossschreibung \S, \D, .. = alles “ausser” den Zeichen der entsprechenden “kleinen Klasse” \s, \d, …
      • [^xyz] = das ^ negiert die explizite Liste (alles ausser x,y,z)
  • Quantifikatoren, d.h. wie häufig soll das vorangehende Zeichen gematcht werden, z.B.
    • ? = ein oder kein mal
    • + = mindestens einmal
    • * = kann mehrfach vorkommen oder gar nicht
    • {..} = explizite Anzahl
  • Anker, d.h. wo soll der match verortet sein, z.B.
    • ^ = Zeilenanfang
    • $ = Zeilenende
    • \b = Wortgrenze, z.B. er\b matcht nur “er” am Wortende
  • Gruppen, d.h. Zusammenfassung von match-Teilen, z.B.
    • (..) = Klammern werden nicht gematcht, sondern sind Markierungen
    • z.B. für lokale Alternativdefinition ala (Hi|Ku)nz = Hinz oder Kunz
    • \1 Rückreferenzierung auf 1., 2., … vorangehende Gruppe
      • z.B. (.).\1 matcht aha, oho, ana, d.h. erster und letzter Buchstabe gleich

Neben den oben genannten RegEx-spezifischen \..-Elementen gibt es auch immer noch einige Sonderzeichen für die auch Escapes notwendig sind, z.B.

  • \t für Tabulator
  • \n für Zeilenumbruch

Ausserdem müssen Zeichen, die in RegEx eine spezielle Bedeutung haben, auch escaped werden z.B.

  • \[ für das normale [-Zeichen
  • \\ für das normale \-Zeichen
  • \. für das normale .-Zeichen
  • \+ für das normale +-Zeichen

Tutorials


Wem das jetzt zu schnell oder kompakt war, oder wer noch etwas bei regulären Ausdrücken ins Schwimmern gerät, dem seien folgende Tutorials ans Herz gelegt:

RegEx Kreuzworträtsel

Zudem gibt es auch spielerische Ansätze, um das Lesen und Verstehen von regulären Ausdrücken zu üben.

Besuchen sie dazu die Seite:

Bis zu welchem Level kommen sie? 😎

CheatSheet


RegEx Cheatsheet}

Zusammenfassung


Hauptpunkte

  • Reguläre Ausdrucke kodieren Textsuchmuster mit Variabilität in
    • den vorkommenden Zeichen (positionsspezifisch)
    • der Häufigkeit der Zeichen (oder Teilmuster)
    • der Position des Musters im Text
    • den flankierenden Texten
  • Abwägung zwischen allgemein und spezifisch ist wichtig, je nach Einsatzzweck
  • Cheatsheet der Elemente

Einordnung im Datenlebenszyklus

Datenlebenszyklus
In welchen Phasen im Datenlebenszyklus sehen sie obige Punkte als besonders wichtig an?

Reguläre Ausdrücke können immer dann von Nutzen sein, wenn Daten nach bestimmten Mustern oder Informationen durchsucht oder verändert werden sollen. Konkret wären folgende Phasen im Datenlebenszyklus denkbar:

  • Planung: Suche nach geeigneten Daten und Dokumentationen
  • Erhebung: Überblick und Validierung der Daten
  • Analyse: Verarbeitung von Textdaten